Aus einem Vortrag Bruno Grönings vom 06.10.1958 in Springe
„Bei den meisten Menschen kommt s nur darauf an: Er fühlt, ob er gut ist oder schlecht. Und das fühlt er auch, wie die Mutti ein wirkliches Mutterherz hat oder nicht, was die, würd ich sagen, die Ehemänner, aber Männer, wie Sie sind, nicht lieber ein junges Geschöpf haben und drücken eine Mutti nicht: „Ach, alte Frau“.
Aber ich liebe die Mütter und die ganz kleinen Kinder, die zwischendrin, die sich da viel einbilden, die braucht man nicht zu drücken, nein, nein, die sind schon gedrückt genug durch ihre Einbildung, wenn sie eingebildet sind. Wenn sie verbildet sind, werden sie hochmütig. Alles dieses, Freunde, mal ablegen, jetzt wirklich mal Mensch sein und mit dem zufrieden sein, was Gott Ihnen geschenkt hat!“
Mit wenigen Worten reißt Bruno Gröning hier ein Thema an („Ich streife alles nur.“ Bruno Gröning), welches von großer Bedeutung ist, aber von einem Menschen, welcher diesen Text oberflächlich nimmt, nicht gesehen werden kann.
Es geht um die Unschuld, welche direkt vom Herrn stammt, denn der Herr ist die Unschuld selbst. (Im Worte Gottes durch Lämmer und Schafe bezeichnet, z.B. „Lamm Gottes“ bezeichnet den Herren im Hinblick auf die Unschuld). Bezogen auf Mütter und Kinder ist dieses Thema ausführlich beschrieben in dem Werk von E.Swedenborg über die eheliche Liebe. Bruno Gröning spricht hier die elterliche Liebe zu den Kindern und die kindliche Liebe zu den Eltern an. Beides entstammt der Sphäre der ehelichen Liebe, welche direkt vom Herrn stammt und in welcher Unschuld und Frieden ist. Über diese Sphäre fließt die Unschuld in das Kind ein und vom Kind zur Mutter. Die Sphäre wirkt auch auf die Mutter ein, nicht so sehr aber auf den Vater, und bewirkt die Liebe und die Fürsorge für das Kind. Dieses drückt Bruno Gröning mit den Worten aus „Aber ich liebe die Mütter und die ganz kleinen Kinder“ und „die Ehemänner, aber Männer, wie Sie sind, nicht lieber ein junges Geschöpf haben und drücken eine Mutti nicht: „Ach, alte Frau“.
„Aber ich“ bezeichnet den Unterschied der Liebe Bruno Grönings zu der Liebe der „Männer, wie Sie sind“, demnach des Menschen im Allgemeinen. Denn im Allgemeinen ist der Mensch mehr oder weniger verbildet und hochmütig bzw. in der Eigenliebe. („Ich habe mich nicht verbilden lassen.“ „Ich habe keine menschliche Lehre angenommen. Bruno Gröning) „Männer, wie Sie sind“, welche „lieber ein junges Geschöpf haben ( wollen) und drücken eine Mutti nicht“ bezeichnet die Liebe, in welcher keine Unschuld mehr ist.
Die Unschuld, welche in der Liebe des Herrn ist, teilt sich beim Menschen durch „drücken“ mit, wie das bei Müttern, die ihre Kinder an sich drücken, zu sehen ist. Der Herr wirkt demnach in besonderem Maße mit seiner Liebe auf die (ganz) kleinen Kinder und die Mütter ein und ist über die Unschuld mit ihnen verbunden. Je größer aber, also je älter, das Kind wird, desto mehr geht die Unschuld verloren, und zwar in dem Maße, in welchem das Kind/der Mensch eingebildet, verbildet und hochmütig wird. („die zwischendrin, die sich da viel einbilden, die braucht man nicht zu drücken, nein, nein, die sind schon gedrückt genug durch ihre Einbildung, wenn sie eingebildet sind. Wenn sie verbildet sind, werden sie hochmütig.“ siehe oben) Wird der Mensch nicht entsprechend belehrt, oder gehört er nicht zu den Einfältigen, bildet er sich nämlich immer mehr ein, das Gute welches er tut, stamme von ihm selbst , wobei alles Gute doch vom Herrn stammt. Je mehr er sich dieses einbildet und dieses glaubt desto mehr wird es seine Überzeugung und dann ist er „verbildet“. Ebenso glaubt er, das Wissen welches er sich angeeignet hat seien Wahrheiten, welche von ihm selbst stammen, dabei doch alles wirklich Wahre nur vom Herrn stammt. Und schließlich wird er hochmütig und fühlt sich erhabener gegenüber denen, die dieses, was er glaubt aus sich selbst sich angeeignet zu haben, nicht haben.
„die braucht man nicht zu drücken, nein, nein“ bezieht sich auf einen solchen verbildeten, hochmütigen Menschen, der für die unschuldige Liebe aus der Sphäre des Herrn nicht mehr empfänglich ist. „die sind schon gedrückt genug durch ihre Einbildung“ bezeichnet die Eigenliebe, welche eng verbunden ist mit der Einbildung, denn drücken oder umarmen bedeutet Verbindung.
„Alles dieses, Freunde,“ bedeutet, alles was zur Einbildung, Verbildung und zum Hochmut gehört und mit diesem in Beziehung steht „mal ablegen, jetzt wirklich mal Mensch sein“ sollen wir jetzt, d.h. für immer, ablegen, damit wir wieder wirklicher Mensch sind, „und mit dem zufrieden sein, was Gott Ihnen geschenkt hat!“ und als solcher wir immer mehr empfänglicher werden für die göttliche Liebe, welche vom Herrn in den Menschen einfließt, und in welcher Unschuld und Frieden ist.
